Not lindern

6. Station: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch dar
V : Wir beten dich an, Herr Jesus Christus, und benedeien dich,
A : denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze heilige Welt erlöst.

Eine Frau nähert sich Jesus. Sie kann nicht zupacken wie Simon, aber vielleicht sah sie sein Beispiel. Und das gibt ihr Mut, Mut, sich vorzudrängen, Mut, sich unter die Soldaten zu mischen, Mut, den Zug anzuhalten. Was eine Frau alles kann! Die Frau reicht ein Tuch, wischt Jesus das Blut vom Gesicht. Das gibt dem Verurteilten Würde und Trost. Er kann wieder sehen, er kann auch seine Wohltäterin sehen, und er schenkt ihr den Blick der Liebe. Ihr Frauen, vertraut auf eure Kraft: die Kraft des Gefühls, die Kraft des Mitleids, die Kraft der Zärtlichkeit und Liebe... Unser Lieben, unser Helfen ist nie umsonst. Immer bekommen wir etwas geschenkt, immer bleibt das Gesicht des anderen in unserem Herzen. Ob das allein nicht schon Lohn genug ist? Und ist nicht das Gesicht jedes Menschen auch Gesicht des Heilands?

„Die Liebe allein versteht das Geheimnis, andere zu beschenken und dabei selbst reich zu werden."

Clemens von Brentano