Der Hostienfrevel, Tafel VI

Inschrift:
Die Rach hat noch kein end, an disem tag gar eben der zweyte Mitgesell muß lasßen auch sein Leben: das Pferdt solt er zum Tranckh uom her in donau Reithen, Das Thir so gar nit kunt den gottes schänder leydten, ins Wasser wurffs ab da man ihn wolt auf Fangen schlug ihm das Pferd zu Tod, kein hilff war zu erlangen.

Vom Komplizen des Räubers wird berichtet, dass er am selben Tag sein Leben lassen musste. Beim Tränken seines Pferdes an der Donau wurde er von diesem als Gottesschänder erkannt und abgeworfen. Als man ihn auffangen wollte, hat ihn das Pferd mit dem Huf tödlich verletzt.

Der Hostienfrevel, Tafel I

 

Inschrift: Anno 1383*
Vier bayrische Herzogen in Krieg verwikhlet waren, Sie lagern sich vor Stauff mit ihren Kriegs Scharen: drei Lasterhafte böswicht seyed aus dem Lager kommen, nach Sulzbach in die Kirch, und haben forth genommen, daß heilige Ciborium, vom bösen Geist betaubt, die Hochheiligen Hostien Sambt Kelch und Beutl graubet.
Vier bayerische Herzöge waren untereinander in Krieg verwickelt. Dabei war die Veste Donaustauf 1388 von Kriegsscharen belagert. Drei lasterhafte Landsknechte aus dem Lager haben aus dem Tabernakel der Nachbargemeinde Sulzbach das heilige Ziborium (Hosienkelch) mit den darin aufbewahrten konsekrierten Hostien (dem Leib Christi) sowie die Bursa, den „Beutel“ für die Krankenkommunion,  geraubt.

Selbst wenn die Räuber nur die wertvollen Gefäße zu Geld machen wollten, haben sie gleichwohl mit ihrer Tat Jesus Christus auf Schändlichste beleidigt.
* Die Belagerung der Veste Stauf wurde von einigen Geschichtsschreibern falsch datiert. Nach den Stadtakten von Regensburg fand diese Belagerung 1388 statt.

Der Hostienfrevel, Tafel IV

 

Inschrift:
Deß Herzog Albrecht Hoff Caplan die Hostie hat erhobn, er trug sie in des Firsten Zeltl, der Herzog thät Gott loben, was David der Arch than, das ist auch hier geschehen, So große Jubels Freud, war in dem Lager g’sehen. die Hosti wurd nach Wörth gebracht mit Ehren Zeichen, von gottes Lob sogar der böswicht nit durfft weichen.

Der Kaplan vom Hof des Herzogs Albrecht hat die Hostien erhoben und in das fürstliche Zelt gebracht. Der Herzog lobte Gott, sowie es David bei der Bundeslade (Arch) tat. Im Lager war große Freude und Jubel, und die Hostien wurden in die Pfarrkirche nach Wörth gebracht. Auch der Bösewicht musste an dieser Prozession teilnehmen.

Der Hostienfrevel, Tafel II

 

Inschrift:
Die Heilig Hosti trug der böswicht lang verborgen unter seinen Busen und lebte ohne Sorgen. ohn alles Gottes Forcht in Geilheit und in Sündten. drei Tag und nacht Treibt forth was d‘Unzucht kundt erfinden der Peutl, wo Gott gelegen ist, der muß den Wollust zahlen,  umb Siben Sy* wird er verkaufft der geilheit zu gefahlen.

*„Sy“ steht für „Ass“ ein Münzgewicht, 1 Ass = gleich 48,063 g
Die heiligen Hostien bewahrte der Bösewicht verborgen unter seinen Kleidern am Leib, während er tagelang in Sünden und ohne Gottesfurcht lebte. Zuletzt verkaufte er sogar noch die Bursa, den „Beutel“ für die Krankenkommunion, um mit dem Erlös sein sündhaftes Treiben zu bezahlen.

Der Hostienfrevel, Tafel V

 

Inschrift:
Wie Judas dorth gethon, der kein gnad wollt finden, so that der bösewicht auch, er stirbt in seinen Sünden. die Augen wie ein Faust vom Kopf heraus sich trieben, in jedes Nasen Loch kunt man ein ay Leicht schieben, der Leib erschwärzt wie koll, sein gotts räuberische Seel von bösen geist erwürckhte schickht er Forth in die höll.

Es wird berichtet, dass der Dieb durch die Schandtat ein schreckliches und jähes Ende fand, da es ihm die Augen faustgroß aus dem Kopf heraus trieb und sein ganzer Leib schwarz wie Kohle wurde. So ist er grausam verschieden, und seine gottesräuberische Seele – so der Text auf dem Gemälde – kam in die Hölle.

Der Hostienfrevel, Tafel III

 

Inschrift:
Der Böswicht hat gar balt die göttlich Rach empfunden, urplötzlich fieng er an, an gliedern zu erkrumpen. aus Schmerz und Forcht hat er die Hosti gar verscharret, der Prister wird Beruffen, das Orth wird offenbahret. er wird zur beicht gezwungen, verschwig doch grosse Sündten darumb kan er kein gnad auch kein Verzeihung findten.

Der Bösewicht erkrankte kurze Zeit später schwer. Seine Glieder verkrümmten sich plötzlich, und durch die Schmerzen wurde ihm der Frevel am Leib Christi bewusst. Aus Furcht hat er die Hostien bei Donaustauf im Wald verscharrt. Dem herbeigerufenen Priester hat er den Ort offenbart. Die Hostien wurden in dem Versteck auf einem felsigen Untergrund gefunden, und der Räuber wurde zur Beichte gezwungen. Wegen nicht gebeichteter schwerer Sünden wurde ihm aber - so berichtet das Bild - keine Verzeihung gewährt.

Der Hostienfrevel, Tafel VII 

 

Inschrift:
Der dryte böswicht grieth in Streit, und kombte zum Duell, er wurd getödt, und Schickht sogleich sein Seel auch in die höll: diss alls ist hier in Feldt, und in dem Lager geschehen, Wie es Aventin zeigt, und alles Volckh gesehen. durch solche schwehre Straff war gottes Zorn geendet, er hat sein Gnaden aug auf disen orth gewendet.

Der dritte Bösewicht geriet im Feldlager in Streit und wurde bei einem Duell getötet. Dies alles ist im Lager unter den Augen des Volkes geschehen und vom Geschichtsschreiber Aventin erfasst worden. Mit der schweren Bestrafung der Hostienfrevler fand Gottes Zorn ein Ende, und er schaut seitdem mit Gnaden auf diesen Ort.

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