St. Martin

Die Filialkirche St. Martin in Sulzbach ist als Wehrkirche erbaut worden.

 

Die älteste Bausubstanz der Gesamtanlage stellt der nördliche Anbau (die derzeitige Sakristei) dar. Der Kirchenraum stammt aus der Gotik. In die nördliche Langhauswand wurde der ältere, romanische Bauteil mit einbezogen. Um in der baugeschichtlichen Ausdrucksweise zu bleiben: Das Bauwerk ist dreiseitig geschlossen, ohne Choreinziehung, d.h. im Altarbereich tritt keine Einengung des Kirchenquerschnitts auf. Der Kuppeldachreiter stützt sich auf die westliche Giebelmauer und auf eine interessante Tragkonstruktion im ersten Drittel des Kirchendachs, einen sogenannten Fischbauchträger.


 


 

Etwas Besonderes stellen die bei Kirchen ganz selten vorkommenden Schießscharten an der Westwand der Kirche dar. Der Grund hierfür ist ganz einfach, es gab keinen geeigneten Turm als höhere Verteidigungsanlage. Die natürlichen Gegebenheiten, Hügel und unmittelbar im Westen fließender Bach, verbesserten die strategische Lage ganz erheblich. Sollte die Kirchenanlage in früherer Zeit hinter der späteren Friedhofsmauer zusätzlich über einen Wehrgang verfügt haben, so ist diese Verteidigungsanlage sicher während der Friedhofsnutzung verschwunden. Bei der Erneuerung der Kirchhofmauern wurde jedenfalls nichts derartiges, genau gesagt es wurden überhaupt keine baulichen Überreste gefunden.


 

An der Außenseite der Kirche ist die an der Ostseite der jetzigen Sakristei befindliche Kreuzigungsgruppe aus der Gotik besonders erwähnenswert. Ohne Übertreibung kann man wohl sagen, dass dieses steinerne Relief (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts) das älteste Kunstwerk im gesamten Marktbereich von Donaustaufist, ein weiterer Hinweis auf die bau- und kunstgeschichtliche Bedeutung der Sulzbacher Dorfkirche.

Vor der Südwestecke der Kirche finden wir die Tafeln des früheren Kriegerdenkmals in Verbindung mit einem rechteckigen Stein mit Steinmetz-mäßiger Bearbeitung. Ursprünglich war dieser Stein der Sockelteil eines Grabsteins und lag seit den 50-iger Jahren am Eingang zur ehemaligen Sakristei an der Kirchensüdseite, allerdings mit der Sichtseite nach unten und diente als Vorlegstufe für den damaligen Sakristeieingang.

Beim Umbau im 18. Jahrhundert im Barockstil wurde der Innenraum spürbar verändert. Das Gewölbe gotische Gewölbe wurde entfernt. Einen Teil der steinmetz-mäßig bearbeiteten Architekturteile (Rippen, Schlusssteine usw.) sind für die Erhöhung des Außenmauerwerks verwendet worden. Im unverputztem Zustand (bei der Außenrenovierung) konnte man die ca. 1,0 m hohe barocke Aufmauerung an den Quadersteinen an den Gebäudeecken deutlich erkennen. Die Fensteröffnungen sind ebenfalls bei der Barockisierung geändert worden.

Sonstige Veränderungen: Eine zugemauerte Türe an der Südseite mit Steingewände, die Einbeziehung des nördlichen Anbaus in die Kirchenlängswand, die zugemauerten Fensteröffnungen im Obergeschoss des nördlichen Anbaus und im Dachstuhl der eigenartige Fischbauchträger zum Aufnehmen der Turmlast. Bei der letzten Renovierung wurde zur Entlastung der Deckenkonstruktion eine statisch berechnete Dreieckskonstruktion eingebaut.

Der alte Glockenstuhl im Turmbereich war im Laufe der Zeit völlig instabil geworden. Die daraus resultierenden Schwingungen beim Läuten übertrugen sich auf den angrenzenden Dachstuhl. Es wurde ein neuer Glockenstuhl nach statischer Berechnung erstellt. Der vormalige Glockenstuhl befindet sich wiederaufgestellt im Dachraum der Kirche.

Die reichhaltige Ausstattung der Kirche überrascht, im Grundsatz ist sie Barock (Seitenaltäre). Wir finden aber auch Elemente des Rokoko (Kanzel) und des Klassizismus (Hochaltar).

Sie ist klassizistisch, also nach der Rokokoepoche, mit Teilen aus dem Barock. Das Altarbild , vermutlich aus dem Jahr 1826, zeigt den Kirchenpatron der Sulzbacher Kirche, den Heiligen Martin, der im Mittelalter ein häufiger Kirchenpatron war. An der Predella Darstellungen aus dem Alten Testament: Links das Opfer des Melchisedech, rechts die Opferung Isaaks durch Stammvater Abraham. Die Figur links stellt den Hl. Georg als Drachentöter dar, rechts der Erzengel Michael als Seelenwäger, die Figuren sind wesentlich älter als der Hochaltar, sie stammen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts.

Links vom Hauptaltar, relativ hoch oben wurde bei der letzten Renovierung ein gotisches Sakramentshäuschen freigelegt. Man darf vermuten, dass der Hostienfrevel im Jahre 1388 seinen Ausgang nahm. Der Bau der Salvatorkirche am Westhang des Bräubergs geht ja bekanntlich auf diesen Hostienraub zurück.

Spätbarock (in den Kunstdenkmälern steht "gefällige Rokokoschöpfung") aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Das Altarbild zeigt die heilige Familie, im Auszugsbild ist Johannes der Täufer mit Fahne und Lamm dargestellt. Die Figuren zeigen Joachim und Anna, die Eltern der Muttergottes . Hinter dem Altar Inschrift auf Naturstein aus dem aus dem Jahr 1453. (vermutlich Hinweis auf eine Stiftung)

Rechter Seitenaltar:

Aus der selben Zeit wie der linke Seitenaltar. Im Altarbild und Auszugsbild sehen wir die Heilige Margareta von Antiochien. Die Figuren sind links die Hl. Barbara von Nikomedien, mit Kelch und Schwert und rechts die Hl. Katharina von Alexandrien, mit Märtyrerpalme. Im Volksmund sind Margareta, Barbara und Katherina als die heiligen drei Madin bekannt, sie gehören auch zu den 14 Nothelfern.

Kanzel:

Bei der Kanzel im Rokokostil wurde der Treppenzugang vermutlich beim Einbau der ersten Heizung in den sechziger Jahren entfernt, um einen Zugang zu Öllagerraum zu schaffen. Es gab wohl in früherer Zeit auch einen Zugang von der nördlichen Sakristei aus.

Aus den Plänen und Fotos ist zu entnehmen, dass bei der Innenrenovierung in den 90-iger Jahren Reste einer gotischen Freskenmalerei an der nördlichen und südlichen Längswand entdeckt wurden. Schade, dass bei der Innenrenovierung in den 70-iger Jahren ein Grossteil dieser Fresken verschwunden ist und die Flächen mit zementhaltigem Bindermörtel neu verputzt wurden.
An der südlichen Längswand Darstellung des Hl. Johannes (Evang.) (grünes Gewand/ Kelch mit Schlange).

Die Figur des Hl. Franziskus, im Ordenshabit, war im Dachboden abgestellt und ziemlich stark beschädigt. Im Zuge der Innenrenovierung wurde sie restauriert und auf der Orgelempore aufgestellt.

Die Madonnenfigur über dem Beichtzimmer-Zugang: Für glückliche Heimkehr eines Familienangehörigen aus dem II. Weltkrieg gestiftet.

Die Holzfigur des Hl. Nepomuk aus der Kapelle beim Kirchenzugang soll künftig auf der Orgelempore ihren Platz finden. Aber zuerst braucht es Sponsoren, um die Restaurierungskosten zu schultern.